Wir leben ziemlich "stillgesetzt", zum Schaden unserer Gesundheit.

Dabei liest man fast täglich in der Zeitung, wie wohl dosierter Sport Krankheiten vorbeugen und sogar manches Leiden heilen kann - fast ohne Nebenwirkungen.

     

Enzyme arbeiten effektiver

 

Im Körper setzen nach Wiederaufnahme sportlicher Aktivität eine Vielzahl biologischer Anpassungen ein: Wie frisches Grün an einem Strauch im Frühjahr sprießen in den Muskeln neue Kapillaren, feine Blutgefäße, die den für die Energiegewinnung unentbehrlichen Sauerstoff an die Zellen heranführen. Arterien werden elastischer und erweitern sich bei Anstrengung leichter. In den Muskelfasern bilden sich mehr und größere Mitochondrien, die Kraftwerke der Zelle. Enzyme des Energiestoffwechsels funktionieren effektiver. Die roten Blutkörperchen werden flexibler und können sich durch engere Kapillaren quetschen. Die für die Gerinnung zuständigen Blutplättchen verklumpen weniger leicht. Vor allem wird das Alarmsystem des Körpers gedämpft: Unter Stress schütten die Nebennieren geringere Mengen der Hormone Adrenalin und Noradrenalin aus. Das lässt den Blutdruck im Notfall weniger in die Höhe schnellen und reduziert die Pulsfrequenz - auch im entspannten Zustand. All das führt dazu, dass das Herz ökonomischer arbeitet.

 

Hochstimmung nach der Strapaze

 

Wer seine unbewegliche Lebensweise aufgibt, der lernt auch eines rasch zu schätzen - die psychischen Nebenwirkungen des Trainings. Wenn man nach 45-minütigen Training frisch geduscht  wieder zu Hause ist und der hochgefahrene Organismus die Drehzahl wieder verringert hat, stellt sich jene angenehme Melange aus Müdigkeit und Leichtigkeit ein, ist der Muskelmotor ordentlich durchgeheizt und der Kopf leergepustet von Alltagssorgen. Wissenschaftler erklären die Hochstimmung nach der Strapaze mit verschiedenen Theorien: Physiologische Modelle gehen davon aus, dass beim Ausdauertraining vermehrt neuronale Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin, Noradrenalin ausgeschüttet werden - und dies vor allem im limbischen System, dem Gefühlszentrum des Gehirns. Eine weit verbreitete These postuliert die erhöhte Freisetzung von Endorphinen, körpereigenen Opiaten. Nach einem psychologischen Ansatz beruht das Wohlbefinden auf dem Wissen über die eigene Leistungsfähigkeit und dem Gefühl etwas für die eigene Gesundheit getan zu haben. Einige Studien deuten an, dass Bewegung Schwermut vorbeugt und unspezifische Ängste vertreibt. Aus Sicht der Hirnphysiologen leuchtet das ein: Depressionen gehen oft mit einem Mangel des Botenmoleküls Serotonin einher. Dessen Konzentration aber steigt bei körperlicher Beanspruchung.